BME Saar beim Iqony HydroHub Fenne
In den Siebziger und Achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts besuchten mein Vater und ich hin und wieder den Tag der offenen Tür eines Kraftwerks. Obwohl ich noch ein Kind war, leuchtete mir ein, dass wir Strom brauchten, um Licht zu haben, fernsehen zu können oder Wasser aufzuheizen. Die Kraftwerke verdienten Geld, weil sie den Strom, den sie produzierten, verkauften.
Vier Jahrzehnte später besucht der BME Saar das Kraftwerk Fenne der Steag. Viel hat sich verändert: Stromproduzenten bekommen inzwischen Geld, wenn sie Kraftwerke abschalten. Abschalten? Ja schon, aber nicht so ganz. Denn das Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz sorgt dafür, dass Kohlekraftwerke in einer Strommangellage kurzfristig einspringen, um die Mangellage zu beseitigen, so Martin Simon, Standortleiter des Kraftwerks Fenne.
Dafür betreibt die Steag sieben Kohlekraftwerke, zwei davon im Völklinger Stadtteil Fenne. Beide sind zwar bis 2031 systemrelevant in der Marktreserve, aber da sich mit dem Nichtverkauf von Strom schwerlich ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell aufbauen lässt, hat die Steag die Iqony Group gegründet, einen international tätigen Dienstleister im Bereich erneuerbare Energien. So entwickelt, baut und betreibt Iqony Wind- und Solarparks sowie Groß-Batteriespeicher. In Fenne entsteht derzeit eine Elektrolyseanlage (HydroHub) mit 50 MW zur Herstellung von ca. 6.000 t grünem Wasserstoff pro Jahr. Wie Dominik Waller, Gesamtprojektleiter des HydroHub Fenne, darlegte, ist für 2029 die Inbetriebnahme und der Anschluss an das grenzüberschreitende Wasserstoffnetz entlang der Industriegebiete an der Saar geplant. Hauptabnehmer ist die Stahlindustrie, die derzeit ihre Anlagen auf den Betrieb von Wasserstoff umrüstet.
Klingt gut, doch wenn man bedenkt, dass Fenne nur ca. 5% des Bedarfs der Dillinger Hütte bereitstellen kann, bekommt man eine Vorstellung von den Herausforderungen, die bestehen, um mittelfristig eine flächendeckende Wasserstoffabdeckung zu gewährleisten. Eine weitere Unbekannte ist der Preis, denn heute kann noch niemand sagen, wie der Preis für ein kg Wasserstoff sein wird und ob sich damit wettbewerbsfähig Stahl in Deutschland produzieren lässt.