Energie- und Rohstoffbeschaffung: Aktuelle Marktsituation und Preistrends 2024 – eine Gemeinschaftsveranstaltung des BME Region Saar und der IHK Saarland
Zahlreiche Jahre mit unerwarteten Herausforderungen für Einkäufer liegen hinter uns. Corona ist überstanden, an den Brexit hat man sich weitgehend gewöhnt. Doch welchen Einfluss haben die Krisen in der Ukraine, im Nahen Osten und in Taiwan auf die Weltwirtschaft? Diese Fragen beantwortete Torsten Maus in der traditionellen Jahresauftaktveranstaltung des BME Saar und der IHK Saarland in den Räumen vom Festo Lernzentrum in St. Ingbert-Rohrbach.
Begrüßt wurden die ca. 80 Teilnehmer von Andreas Gehring, dem Vorstandsvorsitzenden des BME Saar, der die Bedeutung des Netzwerks hervorhob, das in diesem Jahr sein 70jähriges Bestehen feiert. Er bedankte sich insbesondere für das Interesse zahlreicher Studenten der HTW Saar, die die Veranstaltung mit ihrem Professor Dr. Thomas Korne verfolgten, und wies auf die zielgerichteten Young-Professional-Aktivitäten des BME für Berufseinsteiger hin. Außerdem erwarte die Mitglieder und Freunde des BME Saar auch in diesem Jahr eine prallgefüllte Agenda aus Firmenbesuchen, Vorträgen und roundtables.
In Bezug auf die tägliche Arbeit des Einkäufers beklagte Gehring die zunehmende Bürokratie. Mit Lieferkettengesetz, CBAM und CSRD habe die Politik wahre Bürokratiemonster geschaffen, unter denen insbesondere der Mittelstand zu leiden habe.
Damit leitete er über zu Torsten Maus, Rohstoffanalyst der ZF Friedrichshafen AG. Die Weltwirtschaft sehe sich derzeit zahlreicher ungelöster Krisen gegenüber. Jedoch seien die Erwartungen in Bezug auf eine Eskalation der Krisen gering. Die Ukrainekrise scheint festgefahren, eine Verhandlungslösung scheint derzeit zwar in weiter Ferne, aber ebenso eine weitere Ausbreitung. Auch die Eskalation der Taiwankrise wird wegen des hohen Konjunkturrisikos für China als relativ gering betrachtet. Der Konflikt im Nahen Osten besteht bereits seit mehreren Generationen und würde erst mit einem Eintritt des Irans zu größeren Einschnitten führen. Entgegen den gefühlten Krisen entwickelt sich also die Konjunktur der Weltwirtschaft erstaunlich positiv, zumal auch das Inflationsrisiko weitgehend gebannt ist.
In den USA profitiert die Wirtschaft von den großen IT-Unternehmen und vom Hype der Künstlichen Intelligenz (KI). Ein Ende des Trends ist nicht abzusehen zumal mit zunehmendem Einsatz der KI weitere Produktivitätszuwächse erwartet werden. Außerdem sind Wahljahre in den USA traditionell Jahre mit positiver wirtschaftlicher Entwicklung, was sich auch stabilisierend auf den amerikanischen Arbeitsmarkt auswirkt, ebenso wie ein sinkendes Zinsniveau.
Die Situation in Europa ist bei weitem nicht so schlecht, wie es die allgemeine Stimmung vermuten lässt. Zwar sind das Verarbeitende sowie das Baugewerbe schwach, doch die Frage der Energieversorgung ist gelöst, die Inflation stabilisiert sich bei 4% und das Zinsniveau sinkt nachhaltig. Der DAX sowie der Wechselkurs Euro zu Dollar sind stabil.
In China zeigt sich dagegen eine Abschwächung der Konjunktur. Die Disziplinarverfahren gegen große Unternehmen, das zunehmende local sourcing amerikanischer und europäischer Konzerne und die im Falle eines Wahlsiegs Trumps zu erwartenden Importzölle sorgen für Zurückhaltung bei den Investoren. Gemeinsam mit dem Niedergang des Immobilienmarktes sorgt das für einen schwachen Aktienmarkt. Derzeit baut China seine Automobilproduktion stark aus und wird in den nächsten Jahren die Märkte mit günstigen Elektrofahrzeugen fluten.
Alles in allem ergibt sich für 2024 ein recht positives Bild: die Aktienmärkte laufen gut, Inflation und Zinsniveau sinken. Was Rohstoffpreise betrifft, ist die Bodenbildung erreicht und es ist 2024 mit einem leichten Anstieg der Rohmaterialpreise zu rechnen.
Im Anschluss nutzten die Gäste der Veranstaltung bei einem Imbiss in der Cafeteria vom Festo Lernzentrum die Gelegenheit zum Netzwerken und zum Austausch über den – wie immer – hochinteressanten Vortrag von Torsten Maus.