BMEsaar roundtable: Ukraine-Krise und die aktuellen Auswirkungen auf die Beschaffungsmärkte
Es gibt wohl kein Thema, das Einkäufer so umtreibt wie die allgemeinen Preiserhöhungen und Lieferengpässe als Folge der Ukraine-Krise. Um sich im Kreis der Betroffenen auszutauschen und über Mittel und Wege der Linderung zu diskutieren, organisierte der BMEsaar kurzfristig einen roundtable, zu dem sich ca. 20 Teilnehmer einfanden.
Die Beschaffungsmärkte haben sich endgültig zu Verkäufermärkten entwickelt, in denen sich nicht nur die Energie- und Rohstoffpreise vervielfacht haben, sondern sich inzwischen bei vielen Produkten gravierende Lieferengpässe zeigen. Durch die daraus folgenden Hamsterkäufe – zum Beispiel beim Erdöl – erhöht sich der Preis weiter, ein Teufelskreis! Hinzu kommt die Unsicherheit der Supply Chain bei Importen aus China und Indien, da die Transporte teuer und unberechenbar geworden sind. Und das obwohl der Lockdown in Shanghai sich bisher noch gar nicht ausgewirkt haben dürfte. Die Teilnehmer sehen damit einen Trend zur „Entglobalisierung“, der sich in der EU durch das höhere Lohnniveau in einer weiter anhaltenden Inflation äußern dürfte, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit der EU weiter schwächen könnte.
Doch beeinflusst die Krise nicht nur das bestehende Geschäft, der Teilemangel wirkt sich auch auf Neuprojekte aus, deren Umsetzungstermine gefährdet sind. Unter den Teilnehmern herrscht die Furcht, dass die EU ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren könnte.
Die Möglichkeiten des Einkäufers sind damit stark begrenzt. Da hilft es nur, die Probleme offen ans Management zu kommunizieren. Gerade im verarbeitenden Gewerbe und der Automobilzulieferindustrie heißt es hier, den Vertrieb eng einzubinden, die Kunden zu informieren und Preiserhöhungen an die OEMs weiterzureichen. Transparenz und Bonität sind die Gebote der Stunde. Wegen der unübersichtlichen Lage und der Unvorhersehbarkeit der Zukunft sollten möglichst kurzfristige Abschlüsse getätigt werden, sofern die Belieferung nicht gefährdet ist.
Aufgrund der anhaltenden Brisanz und des hohen Interesses der Mitglieder plant der BMEsaar eine Folgeveranstaltung. Der Termin wird rechtzeitig per E-Mail bzw. auf der Homepage bekannt gegeben werden.