Einkauf und Logistik - die Herausforderungen im IKEA Standort Saarlouis
Ins Kinderzimmer zu gehen ist wie ein Besuch bei IKEA. Du willst nur kurz reinschauen und kommst raus mit 6 Gläsern, 2 Tellern, 3 Schüsseln, 4 Handtüchern und noch etwas Kleinkram. Zahlreiche Flachwitze wie diesen gibt es über die sympathischen Schweden. Aber wie kommt es, dass ein Möbelhersteller so populär wurde und wie schafft IKEA es täglich Heerscharen an Kunden zufriedenzustellen? Dieser Frage wollten 24 Mitglieder und Freunde des BME-Saar anlässlich eines Besuchs des IKEA-Möbelhauses in Saarlouis nachgehen, wo sie von Frau Kirsten Zens, der Store-Managerin in Empfang genommen und mit interessanten Informationen und einem Imagefilm versorgt wurden.
IKEA wurde nach den Initialen des Gründers Ingvar Kamprad, nach Elmtaryd, dem Bauernhof, auf dem er aufwuchs, und nach Agunnaryd, dem nahe gelegenen Dorf, benannt. Das IKEA Konzept besteht darin sich ständig zu fragen, wie man sich weiter verbessern kann und wie man seine Alleinstellungsmerkmale erhält und den Kundennutzen ständig steigert.
Hierzu gehört unter anderem die kurzfristige Verfügbarkeit der Waren. In Saarlouis sind alleine 50 der 287 Mitarbeiter mit der Logistik beschäftigt, die sich um Entladung der 1163 LKWs pro Jahr und um die Befüllung der 7718 Lagerplätze kümmern. Für diese Mitarbeiter beginnt der Arbeitstag bereits um 5 Uhr morgens mit dem Ziel täglich vor der Öffnung des Marktes die Ware im Verkaufsregal verfügbar zu haben. Während der Geschäftszeiten findet generell keine Befüllung statt um eine Störung des Einkaufserlebnisses zu vermeiden
Der Einkauf bei IKEA wird zentral aus Schweden gesteuert. Die Entwicklung neuer Produkte richtet sich nach den Kundenbedarfen und wird durch Umfragen ermittelt – genannt Democratic Design. Das Commercial Team besteht aus Verkauf, Einkauf und Logistik. Neben Verpackung und Gebindegröße spielt die Unterstützung und Innovationsfähigkeit des Lieferanten eine maßgebliche Rolle. Die Organisation ist einkaufsgetrieben: der Einkauf legt die Rahmenbedingungen fest wie die Bewertung des Marktes und die produzierte Menge. Jeder IKEA-Markt ist am Ende dafür verantwortlich die ihm zugedachte Menge zu verkaufen, Rücklieferungen sind tabu. Die Preise sind von der Zentrale vorgegeben, eventuelle Reduzierungen liegen in der Eigenverantwortung des jeweiligen Marktes, Preiserhöhungen sind dagegen nicht zulässig.
Viel Wert legt IKEA auf die Ausbildung der Mitarbeiter, die üblicherweise aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz oder dem angrenzenden Frankreich stammen. Im Kundenkontakt müssen sie mindestens deutsch und französisch fließend beherrschen.
Kunden alter Schule werden bedauern, dass der IKEA-Katalog ein Auslaufmodell ist. IKEA verfügt aktuell über ca. 10.000 aktive Produkte, die einer stetigen Verbesserung unterliegen. Dazu kommen unterjährig 400 bis 500 Produktneuheiten. Da ist es leicht zu verstehen, dass eine standesgemäße Aktualität nur über Internet oder App gewährleistet werden kann.
Die fast dreistündige Veranstaltung endete mit einer Stärkung am reichlich bestückten Buffet aus dem IKEA-Restaurant. Das auf einschlägigen Foren verbreitete Vorurteil, IKEA sei kein Möbelhaus sondern ein Hot-Dog-Stand, der nur über ein Labyrinth erreichbar sei, konnte dennoch erfolgreich entkräftet werden.