Rückblick zu der gemeinsamen Veranstaltung von IHK/BME-Saar am 07.02.2017 um Thema: "Energie- und Rohstoffeinkauf 2017"

Die erste Gemeinschaftsveranstaltung des BME Region Saar und der IHK Saarland in 2017 zum Thema "Energie- und Rohstoffbeschaffung - Aktuelle Marktsituation und Preisprognosen 2017" am 7.2.2017 in den Räumlichkeiten der IHK in Saarbrücken fand mit rund 70 Besuchern wieder sehr großes Interesse.
In seiner Begrüßung erläuterte Dr. Carsten Meier, Geschäftsführer Geschäftsbereich Standortpolitik der IHK Saarland, die positiven Konjunkturaussichten des Standorts Saarland. Vor allem getragen von der Keramik- und Medizinindustrie, etwas getrübt bei Stahl- und Fahrzeugbau, nicht zuletzt durch die zunehmende Diskussion über Elektromobilität.
Andreas Gehring, Vorstandsvorsitzender des BME Saar, ging in seiner Begrüßung kurz auf die positive Mitgliederentwicklung des BME Region Saar ein und kündigte sehr interessante Veranstaltungen für 2017 an, beispielsweise einen Themenvortrag zum Thema Megatrailer sowie eine Fachkonferenz für Young Professionals in Zusammenarbeit mit ZF, DHL, Airbus und der HTW Saarbrücken. Informationen hierzu werden zeitnah auf der Homepage des BME Saar veröffentlicht und die Mitglieder hierzu eingeladen.
Im Anschluss ging Torsten Maus, Gründer und Geschäftsführer der InvestorWelt (http://www.investorwelt.de) AG sowie Leiter Einkauf Energie bei der ZF, auf das Thema "Energie- und Rohstoffbeschaffung - Aktuelle Marktsituation und Preisprognosen 2017" intensiv ein. Interessant sei hierbei in dem ersten Jahr nach Trump und Brexit, dass sich die mediale Negativstimmung nicht mit den wirtschaftlichen Daten deckt. Nach Bekanntgabe des unerwarteten Brexit-Wahlergebnisses erholte sich die Börse rasch vom ersten Schock, allein das englische Pfund blieb schwach. Auch nach der Wahl von Donald Trump blieben die Börsen von der negativen Stimmung unbeeindruckt, der Dow Jones Index stieg sogar auf Rekordniveau.
In Bezug auf die USA werden schnelle Konjunkturprogramme erwartet, die die Wirtschaft antreiben. Der seit der Trump-Wahl explodierende Bankenindex setzt die Notenbanken weiter unter Druck und es wird erwartet dass 2 bis 3 Zinserhöhungen in diesem Jahr zur Folge hat, was jedoch keine Gefahr für den amerikanischen Aktienmarkt darstellen wird, da dieser sich noch auf niedrigem Niveau befindet. Alles in allem könnten die Konjunkturaussichten für die USA nicht besser sein.
Europa befindet sich durch den Brexit-Schock im Krisenmodus. Das drückt auf den nach wie vor unterbewerteten Euro. Doch auch hier sieht Maus positive Anzeichen, die sich aus einer anziehenden Inflation und aus der Erholung der Euro-Krisenstaaten ergeben. Die Schuldenkrise sei außerdem endgültig vom Tisch. Auch für Europa wird ein Zinsanstieg im Fahrwasser der USA erwartet und der derzeit stark unterbewertet Euro wird sich spätestens in der zweiten Jahreshälfte aus der Währungsparität zum Dollar befreien und sich in Richtung 1,10 bis 1,15 USDollar bewegen. Alles in allem sieht Maus ein moderates Wachstum für Europa. Fragezeichen stehen indes hinter den Wahlen in Frankreich und den Niederlanden, deren Ausgang im schlimmsten Fall das Ende der Europäischen Union bedeuten könnte, sollten die Populisten das Rennen machen. Maus sieht in den Wahlen aber durchaus Chancen: sollten sich die EU-freundlichen Parteien durchsetzen, wird dies zur Stärkung der EU führen, Euro und Zinsen werden steigen und zu weiteren Wachstumsimpulsen führen.
Nicht neu ist die Tatsache, dass westliche Märkte wesentlich vom Wachstum in China abhängen. Die Zeiten mit zweistelligen Raten seien zwar vorbei, aber ein stabiles Wachstum von 6 – 7%, unterstützt durch die Abwertung des Yuan, gilt als sicher. Zumal die chinesische Regierung für den Notfall bei einem Leitzinsniveau von derzeit 3,8% noch Luft nach unten hätte. So kann die chinesische Regierung schnell und flexibel auf äußere Einflüsse reagieren, wie sie unter anderem bei der strategischen Rohstofferschließung unter Beweis stellt. Die Wachstumserhöhung in China wird sich also auch 2017 fortsetzen.
Beim Ausblick auf die Rohstoffe erwartet Maus einen Anstieg des Ölpreises auf 60 bis 65 Dollar pro Barrel bedingt durch die Fördermengenverknappung der OPEC. Diese Grenze wird auch für die Folgejahre gültig sein, um die Flucht in alternative Energieformen weiterhin unattraktiv zu halten. Die Politik des niedrigen Ölpreises aus den letzten Jahren war aus Sicht der OPEC erfolgreich, so ist zum Beispiel das Frackingoil in USA fast völlig aus dem Markt gedrängt. Die Schwankungsbreite des Ölpreises wird sich dadurch in den nächsten Jahren deutlich verringern.
Firmen mit hohem Energiebedarf sollten sich beim Strom jetzt langfristig eindecken. Die Stromknappheit in Frankreich zeigt ihre Wirkung bereits heute in einem ungewöhnlich hohen Spotpreis an der EEX im Januar. Auch die Verteuerung der Energierohstoffe wie Kohle werden sich preissteigernd auf den Strompreis auswirken. Erdgas wird dagegen aus Sicht des Torsten Maus wegen des Überangebots aus Russland auf lange Sicht günstig bleiben.
Während der Stahlpreis in den USA um bis zu 10% steigen wird, bleibt die Lage der Stahlindustrie in Europa schwierig. Bei unveränderten Preisen werden sich auf der Kostenseite die teurere Energie negativ bemerkbar machen.
Herr Dr. Meier sowie Herr Gehring dankten anschließend Herrn Maus wieder für den sehr interessanten Vortrag sowie Informationen und luden die Besucher zu einem Umtrunk mit Fingerfood ins Foyer ein.